Die russischen Straßen sind voller Überraschungen. Hauptprobleme sind die schlechte Qualität und nicht gekennzeichnete Schlaglöcher. Aber noch mehr überrascht, wie die Autos diese Hindernisse ohne Probleme bewältigen. Was Sie auf russischen Straßen so alles erleben können, lesen Sie in diesem Artikel:

• Teil 1. - Russische Autos und russische Autohersteller im Überblick
• Teil 2. - Ausländische Autos in Russland und Spitznamen für ein Auto.
• Teil 3. - Was sagen uns russische Verkehrsregeln, Verkehrspolizei und Nummernschilder
• Teil 4. - Verkehrs- und Straßenschilder in Überblick

Das Auto ist für die Russen nicht nur ein Fortbewegungsmittel, sondern auch ein Statussymbol. Je nachdem, ob man ein Auto hat oder nicht, und welches Auto man hat, wird auch das Lebenshaltungsniveau beurteilt. Die Beziehung Auto-Mensch in Russland unterscheidet sich sehr von der, die man in Westeuropa kennt. Für viele Russen ist ihr Wagen das liebste Spielzeug und Wochenendbeschäftigung. Die trotz allem glücklichen Besitzer alter Ladas, Wolgas oder Moskwitschs verbringen ihre Freizeit in der Garage: mit Basteln, Schrauben, Plaudern mit Freunden und Wodkatrinken. Da die etwas älteren russischen Autos (aber auch oft die noch werksneuen) zur Bockigkeit neigen, werden längere Autoreisen zu Risikounternehmen, die schon beim Start starke Nerven verlangen. Trotzdem verzichten nicht alle Russen auf "vaterländische" Autos, da sie sich andere gar nicht leisten können. Deswegen sieht man in Russland noch sehr oft alte Autos unterwegs.

Innerhalb des Landes heißt die Marke Lada "Shiguli". Der Name Lada wurde extra für die für den Export produzierten Autos erfunden.

In den letzten Jahren verbreitet sich der Name Lada immer häufiger in den GUS-Ländern. Mit Shiguli werden nur noch die alten VAZ auf Basis des Fiat 124 bezeichnet. AvtoVAZ (russ. AвтоВAЗ - Волжский автомобильный завод) ist ein staatlicher Autohersteller der Automarken "Shiguli", "Lada" und "Niva" aus Togliatti – einer Stadt in dem Gebiet Samara (an der Wolga), die nach dem Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Italiens benannt wurde, um eine Verbindung auch im ideologischen Sinne zu der von Fiat stammenden Lizenz zu schaffen. Diese Geschichte begann im Jahr 1966, und die ersten Kleinwagen haben die Welt im Jahr 1970 erblickt. Sie werden sich wundern, aber diese Autos fahren immer noch durch die russischen Straßen.

2003 erreichte die Fahrzeugproduktion 750.000 Stück jährlich. Lada ist damit der größte Autohersteller Osteuropas; Lada-Modelle werden neben Russland in Lizenzbetrieben in der Ukraine, in Kasachstan, Ägypten und sogar Ecuador gefertigt.

In Westeuropa ist insbesondere der Geländewagen Lada Niva bekannt. Die Firma steht in Deutschland für ausreichende Qualität, hohe Zuverlässigkeit, minimalen Komfort und den (immer noch) niedrigsten Kaufpreis aller Neuwagen.

Das Interesse der Russen selbst an den vaterländischen Ladas wird immer geringer, denn die Preispolitik in Russland macht die jahrzehntelang an Lada gewöhnten Fahrer abtrünnig. Waren noch vor ein paar Jahren selbst die teuersten russischen Autos billiger als die schlichtesten Importmodelle, so haben permanente Preiserhöhungen nun das Lada-"Spitzenmodell" 110 auf das Niveau der Konkurrenz von Hyundai oder Daewoo gebracht. Der empfohlene Herstellerpreis für ein der neuen Modellen Lada-2107 im Jahr 2005 (auf dem Bild rechts) ist 131,8 Tausend Rubel (ca. 3.800 Euro)

Wolga ist der Name des längsten russischen (und europäischen) Flusses, an dem auch die Stadt Nischnij Novgorod (bis 1991 hieß die Stadt Gorki) liegt, wo sich die russische Automobilfabrik GAZ (Gorki Automobil Fabrik, Горьковский автомобильный завод - ГАЗ) befindet, die den Wolga produziert - den Mercedes des Ostens, wie er in den osteuropäischen Staaten genannt wurde. In Russland wird der Wolga oft als Taxi benutzt (früher auch in der ehemaligen DDR). Wenn man Russland besucht, ist eine Fahrt mit einem Wolga-Taxi sicherlich ein Erlebnis. (S. Bild links)

Das erste Auto unter dem Namen "Wolga" (GAZ-21) wurde in den 50-er Jahren produziert. Damals übertraf das Auto die westliche Qualität. Heute werden ca. 700.000 Wolgas pro Jahr produziert, und die heutige Qualität des Wolga ist besser als die sehr vieler osteuropäischer Autos. Andere bekannte Automarken, die von GAZ produziert wurden, sind der Oldtimer Pobeda (das Wort bedeutet "Sieg") und das Luxusmodell GAZ-14, die Tschaika (auf Deutsch "Möwe").

Der GAZ-14 Tschaika war sozusagen die russische Mercedes S-Klasse. Er war vielleicht nicht so wie ein Mercedes ausgestattet, aber optisch ziemlich gelungen. Das liegt auch daran, dass Ford USA an der Produktion des Luxus-GAZ beteiligt war. Längere Zeit diente der Tschaika als Dienstfahrzeug der Politiker und anderer reicher Leute. Die Produktion des Tschaika endete im Jahr 1988.
Heute werden alle Autos von GAZ nur unter die Marke Wolga verkauft.

Russische "Oldies"

Oldtimer "Pobeda" 1945

Erstes Wolga GAZ-21

Tschaika Luxusmodell GAZ-14

Mit dem Wort Moskwitsch bezeichnet man einen Bewohner von Moskau. Im Jahr 1947 begann man mit der Herstellung eines Autos namens Moskwitsch, das auf dem Opel Kadett basierte. Später wurde die Fabrik umbenannt in AZLK (Автомобильный завод имени Ленинского комсомола). Weitere Moskwitsch wurden ebenfalls in Ishewsk gebaut (Russisch Ижевск, eine Stadt im Gebiet Udmurtien in Russland).

Der Moskwitsch ist eine traditionsreiche Marke aus ehemaligen Sowjetzeiten. Das Auto war für den Mittelstand erschwinglich und wurde nie als "Luxus-Auto" gesehen. Daher finden Sie heute viele Moskwitschs in Russland. Trotzdem war der Moskwitsch auch damals nicht für jeden zugänglich, denn die Nachfrage überstieg immer das Angebot.
(Auf dem Bild links - ein typisches Moskwitsch-Modell, 198)

In den 1990-er Jahren machte die Fabrik schwierige Zeiten durch. Heute werden von AZLK auch weitere Moskwitsch-Modelle produziert, hauptsächlich unter den historischen Namen russischer Fürsten und Helden der alten Geschichte wie Святогор (Swjatogor - auf dem Bild rechts), Юрий Долгорукий (Juri Dolgoruki) und Князь Владимир (Fürst Wladimir), und meistens mit einem Renault-Motor ausgestattet.

Der Saporoshez wurde nicht in Russland, sondern in der Ukraine produziert, aber ohne Saporoshez wäre die Beschreibung des russischen Verkehrs nie vollständig gewesen. Das Wort Saporoshez bedeutet Einwohner von Saporoshje, einer Stadt in der Ukraine (gleichzeitig Zentrum der Kosaken, der historischen ukrainischen Krieger)..

Das Auto wurde von ZAZ produziert (auf Russisch ЗАЗ – Запорожский автомобильный завод). Am 18. Juni 1959 wurde der erste Personenkraftwagen ZAZ-965 "Saporoshez" als Studie entworfen und ging nach einem Jahr in Serie. Die relativ kleinen Preise haben den Saporoshez für viele Leute erschwinglich gemacht – er war das billigste Auto in der ehemaligen Sowjetunion. Die niedrige Qualität und der kleine Preise verhalfen dem Saporoshez zu ähnlichem "Ruhm" wie dem Trabant; beide werden in zahlreichen Witzen für immer überleben. Trotzdem war der Saporoshez recht gut für die russischen Straßen geeignet.

Saporoshez	Trabant
Милиционер подходит к владельцу неправильно припаркованного "горбатого" "Запорожца" и спрашивает: - Ваша машина? - Моя. - Сто долларов. - Ну, мужик, обижаешь. Добавь еще пятьдесят - и забирай!	Polizist zum Besitzer eines falsch geparkten Trabi: - Ist das Ihr Auto? - Ja - 100 Euro. - Kommt nicht in Frage! Legen Sie 50 Euro drauf, dann können Sie ihn haben!

Saporoshez wird nicht mehr produziert. Das Nachfolgemodell von ZAZ ist der Tawria, der sich aber stark vom Saporoshez unterscheidet.

Im Teil 2 geht es um ausländische Autos und wie man die Autos in Russland nennt.

Und hier noch mal die russischen Autos und Autohersteller im Überblick:

• www.azlk.ru - Moskwitsch -Fotogallerie von AZLK
• www.lada-auto.ru - Autos Lada von AvtoVAZ
• www.gaz.ru - Wolgas von GAZ
• www.zaz.ua - Ukrainische Autohersteller ZAZ

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