Die wichtigsten Namen der russischen Malerei
Geschichte und Legenden der geheimnisvollen Ikonen


Was sind Ikonen?
Das Wort Ikone (auf Russisch икона) stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Bildnis". Es ist das Kultbild der Ostkirchen, besonders der orthodoxen Kirchen. Ikonen sind kirchlich geweihte Bilder und haben für die Theologie und Spiritualität der Ostkirchen eine sehr große Bedeutung. Sie werden hier weder als Kunstgegenstände noch als Dekoration angesehen.
Geschichte der Ikonenmalerei
Diese Art von Kunst wurde in Griechenland, Bulgarien und besonders in Russland gepflegt. Rund um 11. Jahrhundert entstanden die Ikonenmalschulen, wobei der erste Mittelpunkt war Kiew, danach Nowgorod, später Wladimir, Twer und Moskau.
Seit dem 16. Jahrhundert wurden schon Zünften der Ikonenmaler gegründet, im 17. Jahrhundert wurde das Ikonen-Amt erstellt und im 19. Jahrhundert gab es in Russland große Unternehmer-Werkstätten. Die bekanntesten russischen Ikonenmaler (auf Russisch: иконописец (Sing.) / иконописцы (Pl.)) waren Feofan Grek und Andrej Rubljow. (S. Dreifaltigkeitsikone von Andrej Rubljow auf dem Bild). Die Ikonen werden auf einem speziell vorbereiteten Holz mit traditionell hergestellten Eierfarben gemalt und nie mit einer Unterschrift des Künstlers versehen.
Themen und Darstellungen
Die Ikone dient der Vergegenwärtigung christlicher Wahrheiten.

Sie werden als Christusikonen, Marienikonen, (Gottesmutterikonen), Apostelikonen oder Heiligenikonen dargestellt. Gottesmutter Maria ist neben Christus-Darstellungen das wohl häufigste Darstellungsmotiv der Ikonenmalerei.
Nach orthodoxem Glauben sind auch viele Protagonisten des alten Testaments Heilige und werden daher ebenso auf Ikonen dargestellt wie die Heiligen späterer Zeiten. Bestimmte Szenen aus der Bibel, dem Leben der Heiligen oder typologische Gruppierungen finden ihre Wiedergabe als Dreifaltigkeits- oder Auferstehungsikone, z.B.

Gottesmutter von Wladimir
Gottesmutter von Wladimir
(ein der wichtigsten Marienikone)
Dreifaltigkeitsikone
Dreifaltigkeitsikone
(von Rubljow)
Auferstehungsikone
Auferstehungsikone
Ikonen in der Kirche

In jeder orthodoxen Kirche gibt es die Ikonostase, eine mit Ikonen geschmückte Holzwand mit, wenn die Kirche groß genug dafür ist, drei Türen zwischen den Gläubigen und dem Altar. Der somit abgetrennte Altarraum übernimmt dabei in Kirchen mit nur einer eintürigen Ikonostase zugleich die Funktion der westlichen Sakristei - ein Nebenraum, in dem wichtige Gegenstände, die für den Gottesdienst benötigt werden, aufbewahrt werden.
In der Mitte hängt (vom Betrachter aus) rechts der Mitteltür eine Christus-Ikone, links eine Ikone der Gottesmutter, Maria, dazwischen ist die königliche Türe, durch die der Priester im Evangelienbuch und im Abendmahl den König der Ehren zur Gemeinde bringt. Während des Abendmahls ist diese Tür offen und der Altar somit sichtbar. Wenn der Priester nicht das Evangelium oder den Kelch des Abendmahls trägt, oder wenn eine andere Person den Altarraum betritt, wird eine der beiden äußeren Türen benutzt.
Über dieser königlichen Tür liegt eine Ikone des letzten Abendmahls. Darüber kommt die große Ikone, normalerweise die Ikone des oder der Heiligen oder des Festes, nach der die Kirche benannt ist.
Grundsätzlich ist in der zweiten linken Ikone, von dieser Tür aus gesehen, der Patron der Kirche dargestellt.

Ikonostas in Moskauer Kreml
Ikonostas in Moskauer Kreml
Ikonostas in der Kirche von Sergiew Posad
Ikonostas in der Kirche von Sergiew Posad

Ikonen werden verehrt, indem man sich vor ihnen bekreuzigt, sich verneigt oder zu Boden wirft und sie küsst, sie also lediglich ehrfurchtsvoll grüßt. Diese Verehrung wird dabei strikt unterschieden von Anbetung, die nur Gott zukommt. Auch die Verehrung bezieht sich nach orthodoxer Lehre auf den Dargestellten, nicht auf die Ikone selbst als einen Gegenstand aus Holz und Farbe.

Wo sonst findet man die Ikonen?

Viele Orthodoxen haben auch private Ikonen zu Hause, oft in einer "Gebetsecke" im Wohnzimmer angeordnet, nach Möglichkeit an der Ostwand. Die jeweils übliche Gestaltung solcher Gebetsecken ist in den verschiedenen orthodoxen Kulturen unterschiedlich.

In Deutschland gibt es drei große Ikonenmuseen: in Recklinghausen, auf Schloss Autenried und in Frankfurt am Main.

Wundertätigkeit der Ikonen

Den Ikonen werden zahlreiche "Wunder" über die Jahrhunderte zugeschrieben. Ikonen dienen grundsätzlich zum Schutz. Man glaubt aber auch, dass einigen Ikonen heilige Kräfte haben.

Das alles verbindet die Geschichte einigen Ikonen mit sehr rätselhaften Ereignissen und spannenden Geheimnissen.

So. z.b. "Gottesmutter von Kasan" ist ein der berühmtesten Ikone Russlands. Keiner weiß, wann sie genau entstand. Ein neunjähriges Mädchen fand sie im Jahr 1579 nach einem Brand in Kasan. Den Erzählungen zufolge ist dem Mädchen Gottesmutter erschienen. Sie offenbarte ihr das Versteck einer vor den muslimischen Tataren verborgenen wundertätigen Ikone. An der genannten Stelle hat das Mädchen tatsächlich die Ikone gefunden. Trotz des Brandes war die Ikone nicht beschädigt.
An dieser Stelle wurde ein Kloster errichtet, wo auch dieses Mädchen später Klostervorsteherin wurde. Die Wunder begannen schon, als die Ikone ins Kloster gebracht wurde. Zwei Blinde, die daran teilgenommen haben, konnten ihre Augen heilen. Danach gab es viele andere Heilungen und Wunder.
In 1904 wurde das Original aus dem Kloster gestohlen, und sein Schicksal ist unbekannt.

In der 17. Jahrhundert wurden aber zwei weitere Kopien von der Ikone erstellt, die auch als heilige und wundertätige sich erwiesen haben. Eine Kopie der Ikone hat das Land im Krieg gegen Polen geholfen, die andere gegen Napoleon. Zu Ehre der beiden Kopien wurden Kathedralen errichtet - eine in Moskau auf dem Roten Platz, andere in St. Petersburg, wo auch diese Kopien aufbewahrt wurden. So wurde der Ikone für ihre Hilfe in Kriegs- und Krisenzeiten bedankt.

Kathedrale der Gottesmutter von Kasan in Moskau
Kathedrale der Gottesmutter von Kasan in Moskau, auf dem Roten Platz
(собор Казанской иконы Божьей матери)
Kasaner-Kathedrale
Kasaner-Kathedrale in St. Petersburg, am Newski Prospekt
(Казанский собор)

Während der Russischen Revolution verschwanden beide Kopien. Vor dem zweiten Weltkrieg wurde eine der Kopie im Ausland gefunden. Sie wurde später in 90-er Jahren nach Vatikan gebracht und ist die Lieblingsikone von Papst Johannes Paul II. geworden. Im August 2004 gab Papst Johannes Paul II. sie nach Moskau zurück.
Das Original sowie die andere Kopie ist immer noch nicht gefunden wurde.

Lesen Sie weiter und erfahren Sie mehr über die berühmtesten russischen Maler und Ikonen.

Weitere Themen
  • Viele alte russische Ikonen findet man in der Tretjakow-Galerie, im Museum mit der umfangreichsten Sammlung der russischen Malerei und Ikonographie. Mehr darüber lesen Sie im Artikel: Tretjakow-Galerie.
  • Lesen Sie auch über die bekanntesten russischen Maler und ihre Werke.
  • S. auch das Fotoalbum "Kirchen von St. Petersburg" in der Rubrik "Fotoblick".
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Die Ikone.
Bedeutung und Geschichte

Die Welt der Ikonen

Faszination Ikonen

Ikonen. Meisterwerke der Ostkirche
Ikonen. Postkartenbuch
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Zum Schluss noch Wörter zum Thema "In der Kirche"


Auf Russisch Einfache Aussprache Erklärung
церковь[zerkaf']Kirche
православная церковь[prawasslawnaja zerkaf']Orthodoxe Kirche
католическая церковь[katalitschisskaja zerkaf']Katholische Kirche
ризница[risniza]Sakristei
алтарь[altar']Altar
икона[ikona]Ikone
месса[mjessa]Messe
святое причастие[sswitoje pritschjasstije]Abendmahl
богослужение[bagasslushenije]Gottesdienst
священник[sswitschjenik]Priester
Иисус Христос[issuss christos]Jesus Christus
Божья Матерь[bosh'ja matir']Gottesmutter
Троица[troiza]Dreifaltigkeit

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